Freitag, Juni 15

Ahrensfelde

Sie will die Zeitung nicht herausrücken, nach der mein Kopf so lechzt, meine Augen stieren. Püppchen. Lackierte Braut mit Stiefeletten. Sie war schon fertig, mit dem ersten Seitenbündel, griff aber zurück. Liest die dritte Seite. Zu lang für sie. Zu wenig Zeit für mich. Normalerweise die analytische, narrative Seite, eine Seite, ein Thema. Aber heute mit Popkultur. Millionär steht am Ende der Headline, ich assoziiere den Schwiegersohn der schwarz-rot-goldenen Nation. Treffer. Scheiß Kuh, Scheiß Zeitung. Pause. Gähnen – sagte ich doch, zu lang für sie. Zweiter Versuch. Fußschwenker. Ich beobachte sie, sie ist unwissend. Ungewollte Protagonistin einer Berlin-Fahrt. Ich könnte sie fragen, es liegt auf der Brust. Nein, ich ertrage ihre Stimme nicht. Schon wieder Pause. Sie wühlt in ihrem Haar. Das macht sie nicht schlauer, mich auch nicht. Dritter Versuch. Alles Tarnung. Aufgabe. Meine Begierde ist von ihr zu einem Sozi degradiert worden. Stiller Mitfahrer. Ich bleibe demütig. Ich will die Zeitung nicht anfassen, halte meine Finger zurück. Ich veröffentliche diese Geschichte. Bestseller. Sie stöhnt schon. Zu viel des Guten. Von der Million kaufe ich Zeitungen, mit denen ich Bahnplätze ausstatte. Alle sollen lesen. Sich nicht zurückhalten, Begierde stillen und begierdiger werden. Trotzdem blöde Kuh!

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